Das Wetter hätte kaum schlechter sein können, heute, wo die Stadt feiert. Vetlanda festen. Nach ein paar Jahren Pause findet wieder ein Stadtfest statt. Eksjö hat ein Stadtfest. Sävsjö hat ein Stadtfest. Da will Vetlanda auch ein Stadtfest haben. Und zur Eröffnung spielt – na, wer wohl? Unsere Jungs und Mädels von der Bäckablås Windband. Regen perlt an Schweden naturgemäß ab. Es gibt kein schlechtes Wetter (sonst könnten 89 % der Outdoor-Events in diesem Land nicht stattfinden), nur schlechte Kleidung und die für diesen Zweck haben die Bläser und Trommler schließlich ihre blauen Regenjacken.
Hatte ich schon erwähnt, dass sie auch dieses Jahr wieder den ersten Platz bei den schwedischen Meisterschaften für Jugendorchester gemacht haben? Leider wieder ohne Felix, da er auf Klassenreise in Barcelona war und erst ein paar Stunden nach der Abreise des Orchesters nach Västerås wieder in Vetlanda eintraf. Stolz darf man trotzdem sein.
Eine ganze Weile muss ich mich bei noch geschlossenen Geschäften in der kalten, regennassen Stadt herumtreiben. Anica steht derweil mit ihrer Cosplay-Gruppe am Stand bei den Vereinen – heute als Nick Fury von den Avengers mit schwarzem Ledermantel und Augenklappe. Immerhin hat es ein Gutes. Unter all den Ständen entdecke ich „Backelit“, den deutschen Bäcker, der so wunderbares Bio-Roggenbrot bäckt (also zumindest schmeckt es nach Bio und nicht nach Backmischung). Gute Gelegenheit den Eisschrank mit Brot zu befüllen. Und dann hört man in der Ferne der Storgatan endlich Trommelwirbel, die rasch lauter werden. Bäckablås Windband marschiert eine Runde um den Marktplatz und nimmt Aufstellung (die Marschroute wurde deutlich gekürzt). Weitere Marschmusik kommt die Storgatan herunter. Das Njudungsorchester mit den „drillflickor“, den Funkemarichen. Sie nehmen ebenfalls Aufstellung auf dem Marktplatz und bringen einen ganzen Tross an Publikum mit. Bei den Funkemariechen gibt es eine Menge Nachwuchs, d. h. jede Menge Eltern und Großeltern, die noch der Zuschauerpflicht unterliegen. Die Musiker von Bäckablås sind größtenteils schon über 15. Da besteht für Eltern keine Zuschauerpflicht mehr.
Dann kommt das Unvermeidliche. Diverse Stadtoberhäupter nutzen die Gelegenheit, um zur Eröffnung des Stadtfestes Reden zu halten und sich und ihr Tun zu beweihräuchern. Sie stehen auf der überdachten Bühne ja auch im Trockenen, während Zuschauer und Musiker den Naturgewalten ausgesetzt sind. Es fällt vorsichtig ausgedrückt schwer, sich vorzustellen, wie die Bürger in bester Festivallaune gemütlich durch die Stadt bummeln, sich bei diversen Aktivitäten amüsieren, auf dem Pflaster sitzend Livemusik hören und dabei ein Wurst essen oder Kaffee trinken. Man will doch eigentlich nur nach Hause ins Warme und Trockene. Dann wird kostenlos Pannacotta mit Erbeersoße in kleinen Becherchen verteilt. Schmeckt extrem lecker, kein bisschen nach Chemie. Nachdem etwa 40 blaue Luftballons in den Himmel entlassen werden, der heute so gar nicht blau ist, spielen Bäckablås Windband noch ein gemeinsames Stück mit dem anderen Orchester, das – wie Felix mir später glaubhaft versichert – keiner leiden kann, dann marschieren sie zurück zur Musikschule und ich beeile mich in mein kaltes, aber wenigstens von innen trockenes Auto zukommen.
Und nächste Woche um diese Zeit ist schwedischer Nationaltag. Dann wird wieder marschiert.
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