Alto Adige, Tag 1

Die Nacht war kurz. Gegen 4.00 Uhr kommt eine geisterhafte Gestalt ins Zimmer mit den Worten „Ich glaub, ich muss brechen“. Ich schicke die Gestalt ins Bad und hieve mich aus dem Bett. Die Angelegenheit ist zum Glück rasch erledigt. Nach gefühlten 5 Minuten später reißt mich ein unbarmherziges „bie-bieeep“ aus dem Tiefschlaf, das hartnäckig lauter wird. Ich bin noch zu schwach, um mich über G.s Körpermasse zum Wecker zu erheben. Nach einigen vergeblichen Versuchen ihn von seinem Koma ähnlichen Schlaf zu befreien, bringt er mit einem unkontrollierten Schlag den Wecker zum Schweigen. An dem lang gezogenen „biiieeep“ erkenne ich, dass es nicht die Schlummertaste war, die er getroffen hat. „Egal“, denke ich, „Felix hat auch einen Wecker“, und schlafe beruhigt wieder ein. Als ich das nächste Mal die Augen öffne, fühle ich mich beunruhigend ausgeruht. Ein Blick auf die Uhr sagt 7.08. Mist, eigentlich wollte ich ungefähr genau um diese Zeit, die Koffer ins Auto tragen. Auf dem Weg zum Bad nehme ich bereits Kaffeeduft war. Dann eben doch gemütlich frühstücken. 8.17 Uhr sind wir dann reisefertig. Die Fahrt verläuft ruhig. Der starke Verkehr nach Süden verdichtet sich nirgendwo zum Stau – jedenfalls nicht auf unserer Seite. Kurz vor dem Ziel, in Inichen, kommt dann doch noch die mitgeführte Plastiktüte zum Einsatz. G.s unbeherrschte Überholmanöver in dem engen Pustertal haben das Wohlbefinden der hinteren Passagiere stark negativ beeinflusst.

Beim Bezug des Mobilhomes sinkt G.s Laune soweit, dass er die Unterkunft wechseln will. Obwohl der Blick auf die Rotwand grandios ist. Die Größe entspricht etwa unserem Wohnwagen, allerdings haben wir 2 Bäder und einen Fernseher. Das Mobilhome liegt direkt am Eingang zum Camping-Platz an der Straße. An Ruhe ist nicht zu denken. Und es ist Samstag: Anreisetag. Und Handtücher fehlen auch. Der Gang zur Rezeption birgt dann eine angenehme Überraschung: im Preis ist Internetzugang für die ganze Woche enthalten. Nach einem kurzen Einkauf – Bergkäse, Bergbauernbutter, Nussbrot und Spüli – gehen wir die Wellness-Landschaft erkunden. An der Rezeption erhält jeder eine Tasche mit Bademantel, Badetuch und Designer-Badelatschen. Letzter dürfen wir nach dem Urlaub mit nach Hause nehmen. Und eine weitere freudige Überraschung wartet: Im Preis inbegriffen ist auch die Sauna, sonst 18,00 Euro für die Über-14-Jährigen. Das Becken des Hallenbades ist mit Schieferplatten verkleidet, einige stehen auch horizontal über den Rand, so dass man drauf sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen kann. Der Boden ist mit Kieselsteinen bedeckt, das Wasser angenehm warm. Nach dem Baden kann man auf gewärmten Sesseln aus Mosaiksteinen ruhen oder sich auf Felsen an der Feuerstelle wärmen. Entlang der Wände befinden sich in Stein gehauene Ruhebänke. Leider schon alle besetzt. Da muss wohl morgen jemand um 6.00 Uhr aufstehen und Plätze mit Handtüchern reservieren… Nach ausgiebigem Baden mit zwei vom Hallenbad restlos begeisterten Kindern fühle ich mich wie nach 5 Stunden Aquajogging. Zeit, die Saunaanlage zu checken. Diese wurde seit unserem letzten Aufenthalt vor 7 Jahren gründlich ausgebaut. Neun verschieden Saunen – Waldsauna, Biosauna, Dampfbad, Heublumenbad, Aromabad, Zirbelsauna und ein Outdoor-Bereich im eher skandinavischen Stil – dazu diverse Ruheräume mit altrömischer Note erleichtern die Entscheidung nicht gerade. Ist der Körper ausreichend aufgeheizt, kann man zur Abkühlung in den Naturteich steigen, wenn man sich traut – und vom “Aquarium” genannten Ruheraum aus, kann man durch dicke Glasscheiben nackte Männerkörper beobachten.

Die Unruhe über zwei allein im Hallenbad zurück gelassene Kinder treibt uns schließlich aber doch aus dem Paradies. Diese sind inzwischen ins Mobilhome zurückgekehrt und genießen ungestört den Fernseher.


Posted

in

Tags:

Comments

2 responses to “Alto Adige, Tag 1”

  1. Angelika Avatar
    Angelika

    Wir vermissen Euch echt hier und denken oft an Euch. Irgendwann müssen wir das wieder gemeinsam machen! Und den Duft in der Sauna müsste man in Flaschen abfüllen und kaufen können. Die Saunalandschaft ist so genial erweitert! Macht’s gut und vor allem Dir einen wunderbaren Tag heute!

  2. Jutta + Jörn Avatar
    Jutta + Jörn

    Welche Erinnerungen! Ich denke da z.B. an den Kellner “Jerry”, der immer mit den Kindern scherzte…oder an J.´s gebrochenen Skistiefel auf der schwarzen Piste…und an die Ziegenherde, und ans Pilzesammel und, ja natuerlich, an die Saunalandschaft und den unvergleichlichen Duft darin. Schoen war´s! Wuenschte, wir waeren jetzt auch mit Euch dort! Viel Spass noch!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *