Schwedisch für Fortgeschrittene: Fahrzeugimport, Teil III

Teil 6: Import/Export im Schnellverfahren

Tatsächlich können wieder Termine gebucht werden. Natürlich ist in der Zwischenzeit einiges geblieben, sodass wir erst eine gute Woche später einen freien Termin bekommen. Ein Tag vor unserer Abreise auf die Kanaren. Das verspricht ja wieder stressig zu werden. Das Protokoll, dass G. dann schließlich von der Untersuchung mitbringt, ist kein Anlass zu Freude: 7 Mängel, d. h. in 7 Fällen fehlt die EU-Zulassung. Also müssen entsprechende Gutachten bei Dekra Schweden bestellt werden, die die Übereinstimmung mit den EU-Vorschriften bestätigen. Auf der Website ist nichts passendes zu finden. Ein Anruf bei Dekra hilft weiter. Wir sollen das Untersuchungsprotokoll zuschicken, dann kann man die entsprechenden Dokumente für uns zusammenstellen. Zwei Tage später die niederschmetternde Antwort: für dieses Fahrzeug gibt es keine Gutachten. Man wünscht uns viel Glück, eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Peng!

Das war nun wirklich nicht das, was wir hören wollten. Wir stehen wieder ganz bei null. Nach dem Urlaub – während dem wir tapfer versucht haben, die Misere zu verdrängen – setze ich mich nochmals mit der Transportbehörde in Verbindung, denn jetzt wissen wir definitiv nicht mehr weiter. Das nette Fräulein von der Transportbehörde rät, dass ich das Auto im Ausland kaufen soll. Aber wie, es ist doch schon gekauft? Und weil es nicht registriert ist, können wir nicht damit fahren. Vielleicht auf einem Fahrzeuganhänger ins Ausland schaffen? Ok, aber mit welchen Fahrzeug ziehen wir den Anhänger, wenn das einzig Auto, dass dazu in der Lage wäre, oben auf dem Anhänger drauf steht??? Und dann sind wir doch wieder einmal froh, dass G. Autohändler ist. Grüne Überführungskennzeichen sind schnell beschafft, die gelten auch in Dänemark und Dänemark ist EU-Ausland. Am nächsten freien Sonntag wird also ein Ausflug nach Dänemark eingeplant. In Helsingborg gibt es die nächstgelegene Fährverbindung dorthin. Ein paar Fotos werden in Helsingør zum Nachweis geschossen, dass wir dort waren und dann geht es wieder zurück. Auf dem Rückweg dann noch etwas Elch- und Bärenfleisch in Hamneda einkaufen, so war die Fahrt doch zumindest für etwas gut. Am Montag wird gleich der neue Antrag rausgeschickt und nun heißt es wieder Warten.

Teil 7: Erhellendes in puncto Beleuchtung

Nachdem das Fahrzeug unter Einhaltung aller Vorschriften – von welchen die wichtigste lautet: “Fahrzeug” und “im Ausland” – den Besitzer gewechselt hat, konnte die Transportbehörde nicht umhin dieses durch Ausstellen eines neuen Ursprungszertifikats anzuerkennen. Und schon 10 Tage später halten wir selbiges in Händen. Einen Anruf später steht der neue Termin für die Registrierungsuntersuchung bei Bilprovningen fest.

Eine Woche später. G. klebt routiniert das grüne Nummernschild für die Fahrt nach Jönköping ans Auto. Die Einkaufsliste für danach – wer weiß wann wir das nächste Mal in die große Stadt kommen – ist geschrieben und dann kann’s losgehen. Nach den üblichen Formalitäten folgt eine quälend lange Stunde des Wartens in einer kalten Halle mit gratis-Kaffee und Sudoku, während ein junger Bilprovning-Mitarbeiter akkurat seinen Pflichten nachkommt und unser Auto gründlich unter die Lupe nimmt, dabei eifrig Notizen auf seinem Klemmbrett macht. Immer mal wieder verschwindet er im Büro um wasauchimmer zu prüfen. Dann kommt das Ergebnis der mittlerweile dritten Registrierungsuntersuchung: Von den 7 “Mängeln” bekommen 6 per Ausnahmeregelung “godkänt”. Trotz nicht EU-zugelassener Beleuchtung, Sicherheitsgurte, Blinker, Fensterscheiben, Anhängerkupplung plus dazugehörigem “dragbalk” dürfte unser Auto jetzt auf schwedischen Straßen fahren, wenn nicht…. da noch die Xenonscheinwerfer wären. Denn die müssen nach schwedischem Recht und Gesetz eine automatische Höhenregulierung besitzen, welche in unserem Fall nicht auffindbar, weil nicht vorhanden ist. Tja, Pech gehabt. Und warum überrascht mich das jetzt nicht? Da nützt auch unser deutsches TÜV-Gutachten nichts, wonach eine solche vorhanden sein sollte. Trotz der noch immer nicht erteilten Registrierungsnummer mit der wir das Fahrzeug versichern und offiziell fahren könnten, keimt auf der Heimfahr ein Fünkchen Hoffnung auf. Immerhin sind wir dem Ziel einen großen Schritt näher. Was, wenn die fehlende EU-Zulassung für die Fensterscheiben nicht genehmigt worden wäre. Auto zum Cabrio umbauen? Die nächsten Tage machen jedoch die Hoffnung mit einem Schlag wieder zunichte. Der ins Auge gefasste Umbau von Xenon- auf Halogenscheinwerfer scheitert an einer Kleinigkeit. Es gibt keine. Dann bleiben noch die Möglichkeiten Ausbau der Nebenscheinwerfer und Einbau von Halogenscheinwerfern bei gleichzeitigem Abklemmen des Xenonabblendlichts (denn nur das Abblendlicht ist von der Verordnung betroffen) oder Nachrüstung mit einer Höhenregulierung. Die Nachfrage bei Bilprovningen ergibt, dass man dazu keine klare Aussage machen kann. Denn erst bei der Nachprüfung wird sich zeigen, ob der Umbau den schwedischen Vorschriften entspricht. Schließlich entscheidet sich G. für den Kauf eines EU-zugelassenen Nachrüstsatzes für die Höhenregulierung. Der Einbau wird dann wahrscheinlich ein eigenes Kapitel benötigen.

77 Tage seit Ablauf der Zollkennzeichen.

Teil 8: Der Komödie letzter Akt

Irgendwann ist es dann doch wieder soweit, ein weiterer Termin bei Bilprovningen, der Vierte seiner Art. Växsjö und Jönköping kennen wir schon, jetzt probieren wir es mal mit Värnamo. Wir wollen gerade unten auf die Landstraße abbiegen, da schreckt uns das hektische Ticketacketicketacke-Stakkato des Blinkers auf. Das ist genau das Blinkergeräusch, das dem Fahrer nicht die Fahrtrichtung, sondern die Fehlfunktion von selbigem mitteilen will. Das ist nicht gut, wenn man auf dem Weg zu Bilprovningen ist, um den neu eingebauten Blinker abnehmen zu lassen. Wir fahren trotzdem und sind eine halbe Stunde vor dem Termin vor Ort. G. nutzt die Zeit, um ein wenig am Blinker rumzuschrauben und Käbelchen zu verbiegen. Offensichtlich sitzt irgendwo ein Wackelkontakt drin, aber schließlich blinkt der Blinker dann doch wieder souverän. Wir fahren zur Inspektion vor. Der Bilprovningen-Mitarbeiter prüft, ob der Blinker den schwedischen Vorschriften entspricht und das tut er. Ob er auch funktioniert, ist an dieser Stelle egal. Im Fokus steht jetzt die Niveauregulierung der Xenonscheinwerfer. Er fotografiert, fragt, geht in sein Büro, kommt wieder und untersucht weiter, fährt ein paar Meter, verschwindet wieder in sein Büro …. Offensichtlich hat er eine solche Niveauregulierung noch nie gesehen. Dann sollen erstmal die Gebühren gezahlt werden. Wieder verschwindet er ins Büro. Und kommt mit dem Protokoll wieder auf dem ganz oben UNSER NEUES KENNZEICHEN steht.

Wir fahren vom Hof, biegen auf die Hautpstraße ab und da ist es wieder: ticketacketicketacketicketacke in schnellem Stakkato.

Noch den ganzen restlichen Tag erfüllt mich ein Gefühl, als hätte ich einen Sechser im Lotto gewonnen. Statistisch betrachtet vielleicht durchaus vergleichbar.

Zwei Tage dauert es noch bis die Kennzeichen und Papiere mit der Post kommen und nach 100 Tagen darf ich endlich wieder mit meinem Auto fahren.


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