Teil 4: Mit der Machete durch den Behördendschungel
Nach überwundenem Schock folgt der Anruf bei der Transportbehörde. Eine freundliche Frauenstimme aus dem Computer begrüßt mich und zählt die verschiedenen Alternativen auf, die ich durch Drücken der Tasten 1 – 4 auswählen kann. Ich entscheide mich für Nr. 4 – persönlichen Service – und werde aufgefordert mein Anliegen zu beschreiben. Wie beschreibt man einem Computer mit kurzen Worten, dass man gerade sein frisch importiertes Auto nicht anmelden konnte, weil die Importursache auf “Eigene Nutzung” lautet und man Zweifel an den schwedischen Vorschriften hegt? Und möglichst bevor der Computer wegen fehlender Spracheingabe das Gespräch beendet? “Registreringsbesiktning” fällt mir gerade noch rechtzeitig ein und nach einigen Sekunden hat der Computer das tatsächlich auch verarbeitet und fragt, ob es um “besiktning” geht. Ja, antworte ich beglückt, da folgt auch schon die Frage nach der Registrierungsnummer, die ich bitte langsam und unter Verwendung des Buchstabieralphabets – des schwedischen – einsprechen soll. Ganz blöd jetzt, denn genau die fehlt uns ja gerade. Dann nimmt man doch einfach die von der Corvette. Die ist ja schließlich Schuld an dem Dilemma. Natürlich hab ich die gerade nicht zur Hand, also auflegen Nummer suchen und nochmal durchs Telefonmenü klicken. Jetzt geht es schon schneller. Eingabe der Registrierungsnummer: C wie Cäsar, Y wie – wie heißt das Ypsilon nochmal auf Schwedisch oder welche Namen fangen mit Y an???, O wie Oliver 956. Die freundliche Stimme wiederholt: L wie Ludwig – hääää???? (…) und fragt anschließend ob das so stimmt. Nein, natürlich nicht. Ich buchstabiere erneut. Dieses Mal fällt mir sogar der schwedische Vorname Ylva ein und offensichtlich hab ich mich deutlich ausgedrückt, denn jetzt sind tatsächlich alle Daten registriert und die Stimme teilt mir mit, dass ich Nummer 9 in der Warteschleife bin. Im Klartext: ich kann den Hörer zur Seite legen und einen Kaffee trinken gehen. Schon 10 Minuten später signalisiert mir ein erlösendes Freisignal, dass ich an einen Sachbearbeiter weitergeleitet werde. Und dann tritt Stille ein. Nach einer weiteren Minute wird mir klar, dass das Gespräch abgestürzt ist. Auf einen weiteren telefonischen Kontaktversuch mit der Transportbehörde habe ich jetzt keine Lust mehr. Wozu gibt es auch E-Mail?
Schon am nächsten Tag erhalte ich Antwort. Und erfahre, dass G. das Fahrzeug nicht anmelden kann, weil er mit “Eigene Nutzung” nur ein Fahrzeug in 12 Monaten anmelden darf. Ich erinnere mich vage, erst kürzlich davon gehört zu haben. Ob ich das Fahrzeug anmelden kann, wenn G. es auf mich überschreibt? Negativ. Nur derjenige, der das Fahrzeug im Ausland erworben hat (und auf dem Kaufvertrag steht) darf es auch anmelden. Nachdem bereits alle Papiere eingereicht wurden, ist da auch nichts mehr zu tricksen.
Die einzige Lösung, die uns in dieser tendenziell verzweifelten Situation einfällt, ist die Änderung der Importursache auf “Anderer Zweck”. Damit fällt die Ausnahmeregelung für Fahrzeuge ohne EU-Kennzeichnung weg. Welche Folgen das speziell in unserem Fall hat, ist noch nicht abzusehen. Wir rufen die Website auf und geben im vorgesehenen Formular alle Fahrzeugdaten erneut ein, um am Ende die Meldung zu erhalten, dass für ein Fahrzeug mit dieser Chassisnummer bereits ein Vorgang besteht. Nach einer weiteren Bedenkzeit wird ein kurzes formloses Schreiben mit der Bitte um Änderung der Importursache am Montag, den 21. November an die Transportbehörde geschickt. Am Freitag ist die Bewilligung da.
Es ist Tag 10 seit Ablauf der Zollkennzeichen.
Teil 5: Terminvereinbarung Bilprovning
Bilprovning Klappe die Zweite. Nachdem am Freitag die Bewilligung für die geänderte Importursache eingetroffen ist, kann G. jetzt eine unbegrenzte Anzahl Fahrzeuge in 12 Monaten anmelden. Am Montagmorgen rufe ich sogleich bei Bilprovning an, um einen neuen Vorstellungstermin auszumachen, da wartet schon die nächste Hiobsbotschaft. Der IT-Provider der Behörde hat ein Computerproblem. Ich soll es später nochmal versuchen. Am Dienstagmorgen hat sich die Situation nur insoweit verändert, dass man jetzt weiß, dass vor Ende der Woche keine Termine mehr gebucht werden können. Auch am nächsten Montagmorgen – heute – geht noch nichts. Aber siehe da, am Nachmittag findet sich eine Meldung auf der Website, wonach Buchungen wieder möglich sind. Wir werden dies umgehend überprüfen.
Seit 3 Wochen ohne Zweitwagen.
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