Musikmingel und Glögg

Am Sonntag hat Louise, Felix’ Klarinettelehrerin, zu weihnachtlichem Musikmingel und Glögg eingeladen. Wir beeilen uns, pünklich um 14.00 Uhr vor Ort zu erscheinen und wundern uns schon etwas über die spärliche Anwesenheit von gerade mal 2 Familien. Louise fordert uns auf, zwangfrei bei Glögg und Pepperkakor zuzugreifen und beginnt alsbald mit zwei ihrer Schüler Klarinette zu spielen.

Glögg ist die schwedische Variante des Glühwein und recht praktisch: da er alkoholfrei ist, muss man keinen extra Kinderpunsch vorbereiten. Und eigentlich schmeckt er auch nur den Kindern. Wenn man mal von den erwachsenen Schweden absieht, die das Zeug anscheinend literweise trinken können. Haben wohl auch ein spezielles Enzym, das die Zuckeraufnahme ins Blut verhindert und die Nierenschwelle herabsetzt. Glögg riecht wie Glühwein, sieht aus wie Glühwein und schmeckt wie flüssiger Zucker mit Fruchtaroma und viel zu vielen Nelken. Nach einem bereits früher durchgeführten Versuch auf dem letztjährigen Weihnachtsmarkt in Kosta, der beinahr ein akutes Zuckerkoma zur Folge gehabt hätte (es war tatsächlich so schlimm, dass wir ihn wegschütten mussten, und dass obwohl er bezahlt war), nehme ich vorsichtshalber nur einen halben Becher – und bereue meine Entscheidung nicht. Dazu isst man Pepparkakor, die man in Schweden das ganze Jahr über bekommt und in der Weihnachtszeit noch mehr davon. Louise hat soviele eingekauft, dass am Ende noch jede Familie eine volle Dose mit nach Hause nehmen darf. Felix ist begeistert – ich weniger, hab ich doch dieses Jahr die leckeren Kekse zum ersten Mal nach schwedischem Rezept selber gebacken.

Nach und nach treffen weitere Familien ein und langsam dämmert mir, dass man mir die Bedeutung von mingel bisher nicht klar war. Wie auch? Weder das Schwedisch-Deutsch-Wörterbuch noch der einsprachige Nordstedts führen mingel, was die Vermutung nahe legt, dass es sich hier um eine neue Wortschöpfung handelt. Das ruft natürlich den Sprachwissenschaftler in mir auf den Plan und meine Internetrecherche ergibt genau das: aus dem Englischen abgeleitet von to mingle – sich vermischen, gesellschaftlichen Umgang mit jmg. pflegen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen sozialen Aktivitäten der Schweden geht man hier also ganz zwanglos zur Sache, kommt und geht, wann man Lust hat, telefoniert mit dem Handy während kleine Kinder sich auf der Klarinette abmühen ….

Wir harren trotzdem bis zum Ende aus, Felix beteiligt sich auch noch erstaunlich fleißig bei den Vorträgen und schließlich erwartet uns sogar noch eine freudige Überraschung: Felix ist einer der beiden Sieger im “Sternekampf”. Er hat fleißig geübt während des Halbjahres, was den unwissenden Eltern glatt entgangen war, und erhält dafür ein kleines Geschenk. Da ist er nun doch ein bißchen stolz, unser kleiner Strolch.


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